Das Recycling von Fischernetzen

Sammeln

Starke Kooperationen zwischen den Recyclingfirmen und den Verbrauchern (Fischer) sind eine wichtige Vorraussetzung, um an Netze zu kommen, die noch recycelbar sind.

Sortieren

Mittlerweile existieren viele verschiedene Arten von Kunststoffen, selbst Materialien aus dem gleichen Kunststoff können sich aufgrund ihrer Additive und/oder Fertigung stark voneinander unterscheiden. Um mit Hilfe des Recyclings qualitative Werkstoffe herstellen zu können, sollte auf die Reinheit der Materialien geachtet werden. Daher spielt der Schritt ‚Sortieren‘ eine wichtige Rolle:
Hier wird das Material identifiziert und nach den jeweiligen Arten unterschieden. Hierfür werden verschiedene analytische Methoden benötigt, da Fischereizubehör selten mit einem Kunststoffcode versehen ist, mit welchem eine einfache Zuordnung möglich wäre.

Zerkleinerung & Säuberung

Netze sind schwierig zu zerkleinern. Aufgrund ihrer Geometrie wickeln sich die Netze bei der Zerkleinerung des Öfteren um die Schneidwerkzeuge und blockieren diese, weshalb besonderer Wert auf geeignete Maschinen gelegt werden muss. Ein anderer wichtiger Aspekt hierbei ist der Grad der Verschmutzung. Netze, die lange im Meer oder am Strand lagen sind häufig mit Sand, Algen oder gar Fischschuppen kontaminiert, welche vor dem Recycling entfernt werden müssen.

Extrusion

Im Recyclingprozess von Fischernetzen wird nach dem Zerkleinern das geschredderte Material durch Extrusion verarbeitet. Extrusion ist ein entscheidender Schritt, bei dem das geschredderte Kunststoffmaterial geschmolzen und durch eine Düse gedrückt wird, um eine kontinuierliche Form zu erzeugen, typischerweise in Form von Pellets oder Stäben. Dieser Prozess ermöglicht die Umwandlung des geschredderten Kunststoffs in einen geschmolzenen Zustand, was seine weitere Verarbeitung in verwendbare Formen erleichtert. Die Extrusion homogenisiert das Kunststoffmaterial und bereitet es für nachfolgende Verarbeitungsstufen vor.

Granulierung

Nach dem einschmelzen des Kunststoffs wird der extrudierte Strang granuliert. Dieser Schritt findet am Ende des Extrusionsprozesses statt. Das Granulat, das entsteht, ist in der Regel in Form von kleinen Körnern oder Pellets. Die Granulierung ermöglicht eine bessere Handhabung und Lagerung des Kunststoffmaterials und bereitet es optimal für den nächsten Verarbeitungsschritt vor.

Spritzguss

Nach der Extrusion wird das geschmolzene Kunststoffmaterial dann durch Spritzguss verarbeitet. Beim Spritzguss handelt es sich um ein Herstellungsverfahren, bei dem das geschmolzene Kunststoffmaterial in eine Formhöhle unter hohem Druck eingespritzt wird. Das Material kühlt dann ab und erstarrt, wobei es die Form der Form annimmt. Diese Methode ermöglicht die effiziente Herstellung komplexer und präziser Kunststoffkomponenten. Im Zusammenhang mit dem Recycling von Fischernetzen ermöglicht der Spritzguss die Herstellung neuer Kunststoffteile oder Prüfkörper mit gewünschten Formen und Abmessungen. Er bietet Vielseitigkeit und Skalierbarkeit bei der Produktion einer breiten Palette von Kunststoffprodukten und minimiert gleichzeitig den Materialabfall.

Prüfverfahren

Sobald die Prüfkörper durch Extrusion und Spritzguss hergestellt sind, durchlaufen sie verschiedene mechanische Tests, um ihre Qualität und Leistung zu bewerten. Zugversuche messen die Festigkeit des Materials unter Zugspannung und geben Aufschluss über seine mechanischen Eigenschaften wie Elastizität und Zugfestigkeit. Schlagversuche bewerten die Fähigkeit des Materials, plötzlichen Kräften oder Stößen standzuhalten und simulieren reale Szenarien. Der Schmelzflussindex-Test bewertet die Fließeigenschaften des geschmolzenen Kunststoffs, was für das Verständnis seiner Verarbeitbarkeit entscheidend ist. Diese Prüfverfahren stellen sicher, dass der recycelte Kunststoff die erforderlichen Standards und Spezifikationen erfüllt und seine Eignung für vielfältige Anwendungen in Branchen von der Bauindustrie bis hin zum Automobilbau validieren. Durch rigorose Tests werden die Leistung und Zuverlässigkeit recycelter Kunststoffmaterialien überprüft, was ihre Rolle in nachhaltigen Fertigungsprozessen stärkt.

Vermarktung

Die Vermarktung und Wirtschaftlichkeit der Recyclate ist eine Herausforderung, da primäre Rohstoffe häufig wesentlich günstiger sind! Der Aufpreis gegenüber Neuware wird geringer, jedoch lohnt es sich bislang oft nicht für Firmen auf recycelte Ware umzusteigen. Trotz bereits erfolgtem Handeln der Politik, müssen weitere Maßnahmen getroffen werden um den Kauf von Recyklaten attraktiver zu machen.